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Haan. Die ersten Kleidungsstücke wurden mit dem Linienbus abgeholt. Zehn Jahre später hat der Betrieb Kunden aus der gesamten Region. Von Ilka Platzek
Dimitri Korcukova (35) sitzt vor dem PC und nimmt Bestellungen entgegen. Das Telefon klingelt häufig. "Wir haben 5.000 Kunden in Haan, Hilden, Wuppertal, Solingen und Düsseldorf", erzählt der Geschäftsmann. Bis vor einem Jahr hat er zehn Mitarbeiter beschäftigt, jetzt sind es nur noch fünf Festangestellte und zwei Aushilfen. "Wir haben mehr Maschinen angeschafft, die das Bügeln noch schneller machen." Nur für Spezialaufträge und in der Nachbereitung schwingen Frauen noch von Hand das Bügeleisen.
Vor gut zehn Jahren kam das junge lettische Ehepaar Korcukova mittellos nach Deutschland. Natalja eröffnete eine Änderungsschneiderei, Dimitri hatte erst einmal nichts zu tun: "Von der Schneiderei aus sah ich das gegenüberliegende Geschäft - ein Pizza-Taxi und da habe ich mir gedacht, ich versuche es mal mit einem Bügel-Taxi." Auf dem eigenen Drucker habe er Flyer produziert mit seinen Kontaktdaten und diese selbst verteilt. Nach zwei Wochen hat der erste Kunde angerufen. "Da ich kein Auto hatte, bin ich mit dem Bus hingefahren. Das hat der Kunde gar nicht gemerkt." Dimitri holte die Wäsche ab, seine Frau Natalja bügelte - offenbar zur Zufriedenheit der Kunden. Gerade das Abholen und Bringen gefällt Berufstätigen und Rentnern - und der 24-Stunden-Service und - die Preisgestaltung: "Wir berechnen in den meisten Fällen Stundenpreise. Für einen Korb voller Wäsche sind 15 Euro fällig. Das Holen- und Bringen ist im Preis inbegriffen." Hemden schlagen mit 1,50 Euro pro Stück zu Buche. Auch waschen und bügeln von Berufs- und Kinderkleidung werden angeboten. Alle Einzelpreise können sich die Kunden als Liste aus dem Internet herunterladen.
Natalja Korcukova (32) steht mit dickem Schwangerschaftsbauch in der Warenausgabe. Das dritte Kind ist unterwegs. Vor ihr türmen sich Körbe mit unbearbeiteter Wäsche, um sie herum hängt frisch Gebügeltes, das sie verpackt und wahlweise faltet oder auf Bügeln mit oder ohne Folie für den Transport zum Kunden bereitmacht. Nach einer kurzen Begrüßung wendet sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Hinter ihr stehen zwei Büglerinnen, die noch mit dem herkömmlichen Eisen arbeiten. Eine Dritte bedient den Hemden-Bügelautomaten, der die angefeuchteten Hemden aufbläst und innerhalb von einer Minute oder weniger makellos glättet.
"Es ist alles sehr beengt hier", entschuldigt sich Korcukova. Schon bald wolle er in Haan eine neue "Zentrale" für das Bügel-Taxi bauen und weitere Bügelautomaten anschaffen. Ein "Tunnel-Finish" schwebt ihm vor: "Das ist eine Art Bügelstraße, wie eine Waschstraße für Autos. Die kommen gerade erst auf den Markt." Außerdem hat der geschäftstüchtige Lette bereits Pläne für eine Niederlassung in Neuss in der Tasche und der Name "Bügel-Taxi" ist längst patentiert. Zu seinen Kunden zählen zu 70 Prozent Privatkunden aller Art, zu 30 Prozent Firmen. Am beliebtesten ist die Korbwäsche zu 15 Euro. Drei Bügel-Taxis rollen täglich durchs Bergische Land, sammeln ein und verteilen frisch Gewaschenes und Gebügeltes. Kurz vor Ostern hat der Laden gebrummt. Zwei zusätzliche Büglerinnen mussten aushelfen. Die Kunden wollten wohl Ostern wie aus dem Ei gepellt aussehen.